Zum Inhalt springen

Innovation Day: Sieben Fragen an Carolin Neumann

Carolin Neumann steckt in den letzten Vorbereitungszügen des Innovation Days. Trotzdem hat sie für unseren Fragebogen in einer ihrer raren Pausen ihre Kandidatin für das beste journalistische Vorbild vorgestellt und einen Blick in die Kristallkugel geworfen.

Welche journalistische Innovation hat Sie jüngst überrascht?
Neben vielen tollen Projekten fällt mir in diesem Moment leider vor allem eine negative Überraschung ein: die Inflation der Buzzfeed-esken Überschriften-Optimierung, die tierisch nervt.

Carolin Neumann wird auf dem Abschlusspanel des VOCER Innovation Day sprechen. (Foto: Rieka Anscheit)

Carolin Neumann wird auf dem Abschlusspanel des VOCER Innovation Day sprechen. (Foto: Rieka Anscheit)

Was ist das Innovativste, das Sie selbst je gemacht haben?
Die Digital Media Women zu gründen. Aus einem verärgerten Tweet von mir ist ein inzwischen mehr als 1.500 Community-Mitglieder fassendes Branchennetzwerk gewachsen, das für mehr Sichtbarkeit von Frauen in der Digitalbranche sorgt. Ich liebe diese Menschen, die Arbeit und die Erfolge, die wir haben. Zum Beispiel, dass immer mehr Veranstalter in diesem sehr männerlastigen Metier eine Sensibilität dafür entwickeln, dass Konferenzen unter Ausschluss weiblicher Expertise vielleicht doch keine so gute Idee sind.

Welche Themen haben Sie während Ihrer Ausbildung vermisst?
Die Möglichkeiten von Journalismus im Digitalen. Obwohl zum Beispiel Spiegel Online zu dem Zeitpunkt schon im Teenageralter war, beschränkte sich mein Master-Studium an der Hamburg Media School auf das Schreiben von Online-Teasern und das Setzen von Links. Zum Glück hat sich das inzwischen geändert.

Was muss im Journalismus zukünftig dringend passieren?
Um bei der Ausbildung zu bleiben: Sie muss den veränderten Markt noch mehr berücksichtigen. Es reicht nicht, das Schreiben von Exposés für ein Dasein als freie Journalistin zu lernen. Es sollte auch eine realistische Betrachtung des Themas Existenz- und Unternehmensgründung geben.

Welche Vorhersage über die Zukunft des Journalismus können Sie nicht mehr hören?
Dass er keine hat.

Wen können sich junge Journalisten zum Vorbild nehmen?
Die Österreicherin Anita Zielina, die Knight Fellow war und nun mit dem „Stern“ ein Haus aufmischt, das in den letzten zehn Jahren nicht gerade für Digitalexpertise von sich Reden gemacht hat. Unter ihr wird die Redaktion aufgerüttelt und Stern.de wird wieder jenseits Google-News-optimierter Ticker-News wahrgenommen. Eine innovationsfreudige, sympathische Führungskraft!

Nur noch Freiberufler, keine Festanstellungen mehr? Wie sehen die Beschäftigungsverhältnisse in Zukunft aus? Wie sollten sie aussehen?
Ein Blick in die Kristallkugel? Na gut, wenn’s sein muss: Die Entwicklung des letzten Jahres setzt sich fort – mehr und mehr mit klassischen Strukturen frustrierte Journalisten machen ihr eigenes Ding und mischen den Markt auf ohne Angst vorm Scheitern. Und entdecken so nebenbei die geheime Formel, wie Journalismus wieder wirtschaftlich tragfähig wird.


Carolin Neumann hat den VOCER Innovation Day als Geschäftsführerin des Medialab nicht nur maßgeblich mitgestaltet und organisiert, sie wird natürlich auch selbst zu sehen und zu hören sein. Weitere Infos zu der Konferenz am 28. Juni 2014 in Hamburg gibt’s hier.

Nach oben