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Medieninnovation made in Hamburg

Im Bereich Medieninnovation hinkt Deutschland den USA um Jahre hinterher. Die dpa will das mit einem Accelerator für Startups ändern. In Hamburg seien die Bedingungen günstig, um neue Ideen außerhalb starrer Unternehmensstrukturen umzusetzen.

Kaum ein Wort bestimmt den Gedankenaustausch unter Medienschaffenden so sehr wie „Innovation“ – von „Krise“ einmal abgesehen. Meistens folgt beim Thema Innovation der Blick über den Atlantik: Egal ob „Snowfall“ oder Silicon Valley, die USA stehen wie kaum ein anderes Land für Innovationen im Medienbereich. Deutschland dagegen hinkt immer einige Jahre hinterher. Während US-Firmen wie Facebook, Buzzfeed und Huffington Post nach Deutschland expandieren, bewegt sich in die entgegengesetzte Richtung wenig.

Brutkasten für Medien-Startups in Hamburg

Die Nachrichtenagentur dpa möchte das ändern. Am 20. November hörte sich eine Gruppe US-Journalisten auf Deutschlandbesuch mit der Fulbright-Kommission an, wie sich Geschäftsführer der dpa-Infocom Meinolf Ellers und Media Innovation Manager Jennifer Schwanenberg das vorstellen. Geplant ist, einen Business-Brutkasten für Medien-Startups in Hamburg zu schaffen, der neuen Projekten durch Finanzierung, Vernetzung und Beratung auf die Beine hilft. Ein Vorbild sehen Ellers und Schwanenberg in dem in San Francisco ansässigen Startup-Accelerator Matter. Doch trotz des amerikanischen Vorbilds, soll der von der dpa erdachte Accelerator typisch deutsche, genauer, Hamburger Eigenschaften aufweisen: Die Hansestadt biete als deutsche Medienhauptstadt mit einem Mix aus altem Geld und einer jungen Startup-Szene den perfekten Nährboden für ein solches Projekt.

US-Journalisten bei der Präsentation des dpa-Accelerators.

US-Journalisten bei der Präsentation des dpa-Accelerators.

„Warum nicht Berlin?“, fragte jemand aus der Runde. International sei Berlin doch bekannt für ihre lebendige, trendaffine Medienszene. Das bestreiten Ellers und Schwanenberg nicht. Nur sehen sie in Hamburg einen Standort mit einem größeren Potential von Angel-Investoren, also wohlhabenden Geldgeber, die Existenzgründern finanziell unter die Arme greifen. Zusammen mit der starken Vernetzung der Digitalbranche in Hamburg sei dies ausschlaggebend für die Ortswahl gewesen.

Noch werde dort jedoch zu wenig in Neues investiert. Die deutsche Investmentlogik zeichne sich durch Risikoscheu und dem Festhalten an alten Strukturen aus. Im Silicon Valley sei es dagegen ein Teil des Innovationsprozesses, dass Projekte auch scheitern können. In Deutschland fehle eine solche Startup-Kultur. Auf die Frage, ob den Gästen ein innovatives Projekt aus Deutschland bekannt sei, herrschte Schweigen.

Altes Geld und neue Ideen zusammenbringen

Generell, so führten Ellers und Schwanenberg aus, könne man von großen Unternehmen keine großen Sprünge in Sachen Innovation erwarten. Daher soll der dpa-Accelerator auf der Startup-Ebene ansetzen. Anstatt statt dass halbgare Projekte in Medienhäusern vor sich hin köcheln, soll der Accelerator verschiedene Investoren mit Ideengebern zusammenbringen. So sollen in Eigenregie die Ideen verwirklicht werden, die sich in schwerfällig agierenden Konzernen nicht oder nur schwer durchsetzen lassen. Während einer viermonatigen Förderungsphase profitieren die Startups von den weitreichenden Verknüpfungen der dpa in der Medienbranche, einem Mix aus nationalen Konzernen und internationalen Netzwerken, wie dem internationalen Medien-Thinktank Minds.

Die Zeiten des Geschäftsmodells mit einer einzigen Einkommensquelle seien vorbei, so Ellers, vielmehr müssten in Zukunft verschiedene Einkommensarten miteinander kombiniert werden, um erfolgreich zu sein. Nach den Vorstellungen der dpa soll der Hamburger Accelerator für die Klärung solcher und anderer Fragen den richtigen Rahmen schaffen. Noch befindet sich das Projekt allerdings selbst in der Entstehungsphase, weitere Details möchte die dpa bald verkünden. Nachdem derzeit einige Feineinstellungen justiert werden, sollen sich ab dem kommenden Jahr Projekte für die Teilnahme bewerben können.

Die amerikanischen Gäste schienen überzeugt von der Präsentation. Die Frage, ob sie sich vorstellen könnten, für ein Startup nach Deutschland zu kommen, beantworteten zumindest die meisten mit Ja.

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