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Das braune Loch (Erklärer)

Jahrelang zog die braune Terrorgruppe NSU mordend durch das Land – unbemerkt von Polizei und Öffentlichkeit. Haben auch Journalisten weggeguckt, was es da an rechten Terror-Aktivitäten gab? Haben sie kontinuierlich über die rechte Szene berichtet oder nur dann, wenn spektakuläre Taten fette Schlagzeilen, hohe Quoten und Auflagen garantierten?

Mit einem Mal war er präsent, der Terror von rechts. Als im November 2011 die Taten des so genannten Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) bekannt wurden, war die Öffentlichkeit geschockt, sie war fassungslos: Wie konnte das Nazi-Terrortrio über Jahre unbehelligt, ja unbemerkt morden? Politiker, Ermittler, Journalisten – die ganze Republik blickte in ein tiefes braunes Loch. Die zuständigen Behörden haben versagt, soviel scheint klar zu sein. Das Ermittlungsdesaster ist mittlerweile belegt und lässt uns nur noch den Kopf schütteln. Wie konnte es dazu kommen? Welche Lehren müssen daraus gezogen werden?

Und: Was haben die Medien während all der Jahre gemacht? Haben sie ebenfalls weggeschaut, haben sie auch nicht wahrhaben wollen, was da los war, am äußersten rechten Rand? Haben sie kontinuierlich über über die rechtsextreme Szene berichtet – oder nur dann, wenn spektakuläre Taten fette Schlagzeilen und hohe Auflagen garantierten? Wie haben Presse und Rundfunk über all die Jahre die wenigen Journalisten behandelt, die sich permanent und kompetent um diese Szene kümmerten? Nahm man ihre Hinweise ernst? Hat man sie ermutigt oder nur dann angerufen, wenn das Thema mal wieder auf der Agenda stand?

Seit November 2011 steht das Thema nun kontinuierlich auf der Agenda: Fast täglich wird berichtet, über jedes noch so kleine Detail zur Zwickauer Zelle und deren Unterstützer. Über Verstrickungen, Verbindungen, Versäumnisse. Doch kommt der Leser, der Hörer, der Zuschauer da überhaupt noch mit? Oder hat er längst den Überblick verloren?

„Das braune Loch“ ist ein Dossier, das immer wieder zu einer Conclusio kommt: Die Berichterstattung über rechtsradikale Taten und Täter ist eine schwierige Gratwanderung zwischen seriöser Aufbereitung und kurzweiligem Empörungsjournalismus.


Dieses Dossier wird verantwortet von Robert Bongen.

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