Viertausendhertz: Podcasts für die breite Masse
VOCER: Christian, welcher Podcast hat dich zum dazu gebracht, dich selbst in dem Genre auszuprobieren?
Christian Grasse: Mich inspirieren besonders die Podcasts des Radiotopia-Netzwerks aus den USA. Die Mischung aus Unterhaltung und Information, künstlerischem Sounddesign und mitreißender Geschichten beeindrucken mich immer wieder.
War das dann auch die Inspiration für Viertausendhertz?
Ich habe Gründer Roman Mars vor knapp einem Jahr interviewt und seine Vision eines Podcast-Unternehmens, das sich an die Strukturen früher Indie- und DIY-Labels orientiert, fand ich sehr ansprechend. Diese Inspiration strahlt auf jeden Fall auch auf Viertausendhertz ab.
In den USA sind Podcasts ein großes Ding, ein Blick in die Kurator-App Acast zeigt, dass die Szene sehr lebendig und auf hohem Niveau arbeitet. Wie schätzt du die deutsche Szene ein?
Ich würde weder in den USA noch in Deutschland von „einer Szene“ sprechen. Es gibt sehr viele Menschen, die Podcasts produzieren – das ist allerdings oft auch schon die einzige Gemeinsamkeit. Die meisten tun das als Hobby im Wohnzimmer oder am Küchentisch und das ist auch in den USA der Fall. Die Anzahl professioneller Podcaster ist in den USA allerdings höher. Zwar produzieren in Deutschland immer mehr Podcaster auf professionellem Niveau – Technik und Sound stimmen, das Talkformat ist etabliert und technisch sogar größtenteils den Hörfunkproduktionen überlegen.
Inwiefern?
Kapitelmarken und Shownotes, also Sendungsbegleitende Informationen, findet man bei Hörfunkproduktionen, die als Zweitverwertung im Netz landen, eher selten. Allerdings sind erzählerische, produzierte oder reportagige Formate bisher Mangelware in der deutschen Podcast-Landschaft – außerdem wurde bisher nicht ernsthaft in der Breite versucht, das Medium hinsichtlich seiner Finanzierungsmöglichkeiten professionell aufzustellen. Beides wollen wir mit Viertausendhertz ändern.
Welche Zielgruppe nehmt ihr dabei in den Blick?
Unser Ziel ist es, Menschen zu erreichen, die bisher mit Podcasts nicht viel anfangen konnten, für die das Medium neu oder noch unbekannt ist. Dabei überschneidet sich unsere Zielgruppe durchaus mit der „jungen“ Zielgruppe öffentlich-rechtlicher Hörfunksender.
Wie ordnet ihr diese Zielgruppe konkret ein?
Unsere HörerInnen sollten interessiert an Unterhaltung und Information sein, auf der Suche nach einer Mischung aus Wissenschafts-, Kultur- und Gesellschaftsthemen, die von uns und unseren AutorInnen mit Neugier und Liebe zum Klang produziert werden und von der Ansprechhaltung eine Leichtigkeit vermitteln, die im öffentlich rechtlichen Radio oftmals fehlt.
In welchen Situationen im Alltag sollen die HörerInnen eure Podcasts nutzen? Hat man’s im Aufmerksamkeitskampf der Medien gerade als PodcasterIn es nicht enorm schwer? Morgens ist zu wenig Zeit, bei der Arbeit fehlt die Konzentration, abends landet ein Gros vorm TV und lässt sich berieseln …
Studien zeigen, dass der Podcast-Konsum zunimmt – insofern sind wir eigentlich ganz optimistisch. Der Vorteil von Podcasts ist, dass man sie auch dann konsumieren kann, wenn andere Sinne unsere Aufmerksamkeit verlangen. Beim Autofahren, Joggen oder Fahrradfahren würde niemand auf die Idee kommen, einen Film zu schauen, ein Buch zu lesen oder im Netz zu stöbern – Podcasts sind in diesen Situationen jedoch ein perfekter Begleiter. Außerdem gehen wir davon aus, dass „On Demand“ bald der neue Status quo ist. Bei Musik ist das schon längst der Fall. Dank Netflix, Youtube und Co. ist Video auf einem guten Weg dorthin. Podcasts und auch Streaming-Dienste machen „Audio on demand“ massentauglich.
Ihr schreibt auf eurer Seite, dass ihr „AutorInnenpodcasts“ anbietet. Was ist das genau?
Ein Podcast aus einer Hand. Recherche, Text und Produktion stammen von einer oder mehreren AutorInnen – in redaktionellem Austausch mit uns. Im Endergebnis liefert uns ein Autor oder eine Autorin also ein fertiges Hörstück, das wir exklusiv als Podcast veröffentlichen.
Wie können AutorInnen bei euch einsteigen?
Im besten Fall beherrschen sie das komplette journalistische Radiohandwerk. Recherche, Texten, am Mikrofon sprechen, produzieren – wer das kann und eine interessante Idee für ein Einzelstück oder eine Podcast-Reihe hat, kann sich gerne bei uns melden. Wir sind bereits mit neuen AutorInnen im Gespräch und sind auch selbst aktiv auf der Suche. Wenn uns eine Idee – in Form eines Exposés – gefällt und der Pilot oder eine Probesendung gut klingen, dann freuen wir uns auf die Zusammenarbeit – natürlich mit entsprechendem Honorar für die Autoren.
Damit ihr Geld verdient und an eure AutorInnen ausgeben könnt, habt ihr mit Marie Dippold eine Marketing-Expertin mit an Bord. Wie sieht euer Monetarisierungskonzept aus?
Wir finanzieren uns durch Sponsoring und orientieren uns dabei am etablierten Modell aus den USA. Neben einem entsprechenden Hinweis auf der Podcast- und Episoden-Webseite im Netz gibt es in den ersten und letzten Minuten jeder Episode einen 20- bis 40-sekündigen Werbeblock, der von den Podcast-AutorInnen selbst gesprochen wird. Fremdproduzierte, nervige Spots, die den Hörfluss zerstören, wird es bei uns nicht geben. Die Werbung wird übrigens hörbar durch einen Sound und durch einen expliziten Hinweis auf Sponsoring klar vom redaktionellen Inhalt getrennt und natürlich gibt es keinerlei Mitspracherecht der Sponsoren hinsichtlich unserer Inhalte.