Zum Inhalt springen

Snapchat-Presseschau: 11 Tipps für eine gute Story

Schüler der Axel-Springer-Akademie experimentieren mit journalistischen Formaten auf Snapchat. Was geht dabei gut – und was geht gar nicht? Carla Baum und Julian Gutberlet verraten erste Erkenntnisse.

Der Nachrichtendienst Snapchat ist in den USA seit drei Jahren extrem populär. Auch in Deutschland kommt der Trend so langsam an. Wir, Carla und Julian, sind Volontäre an der Axel-Springer-Akademie und experimentieren gerade mit sämtlichen sozialen Medien. Denn die sind unsere Zukunft.

Gemeinsam haben wir ein Format entwickelt, das sich „Snapchat-Presseschau“ nennt. Jeden Morgen schauen wir uns die aktuellen Titelstorys der Tageszeitungen an und bewerten sie. Ziel: Unseren Followern kurz und einprägsam einen Überblick über die wichtigsten News des Tages zu geben. Für uns beide war das neue Medium zunächst eine Herausforderung. Hier elf Dinge, die wir über Snapchat gelernt haben.

1. Zehn Sekunden sind verdammt kurz

Videos dauern bei Snapchat maximal zehn Sekunden. In dieser kurzen Zeit einen zusammenhängenden Satz zu sagen, der dann auch noch stichhaltig, witzig, originell und am besten alles gleichzeitig ist, ist nahezu unmöglich. Nach einiger Übung jedoch hat man die Zeit im Gespür. Vorteil dabei: Man lernt, sich auf das Wesentliche zu beschränken.

2. Es muss einen Spannungsbogen geben

Die Abfolge von Snaps in einer Story sollte nicht einfach nur eine Aneinanderreihung von Belanglosigkeiten sein. Eine gute Snapchat-Story nimmt den User von Anfang an mit und hält am Ende noch eine Belohnung fürs Anschauen bereit. Bei uns ist das zum Beispiel die Sieger-Titelstory, die gekürt wird. Grundsätzlich gilt: Jeder Snap sollte eine Neuigkeit beinhalten, sonst steigt der Zuschauer sofort aus. Bei Snapchat funktioniert das Prinzip „Ich poste alles, was mir passiert“ nicht. Kleine Narrative dagegen schaut man sich gern an.

3. Emojis untermalen jede Aussage

Emojis unterstützen einzelne Aussagen.

Emojis unterstützen einzelne Aussagen.

Bei Snapchat kann man in die Videos oder Fotos Emojis einbauen und sie beliebig vergrößern. Das ist nicht nur lustig, sondern hilft manchmal dabei, eine Aussage auf den Punkt zu bringen oder zu unterstreichen. Ganz abgesehen von den vielen Spielereien, die sich mit den Emojis anstellen lassen: jemandem eine Krone aufsetzen, das Gesicht durch einen lachenden Smiley ersetzen oder Dollarzeichen über die Augen legen.

4. Zu großer Text nervt

Das Textfeld bietet einem nicht viele Zeichen, dafür lässt sich der Text auf die gesamte Größe des Bilds ausdehnen. Dann allerdings sollte man einen neutralen Hintergrund wählen und nicht auf die Bildinfo setzen. Generell gilt: Im Bild nur Schlagworte verwenden! Was du erlebst, fotografierst oder filmst du, was du erklären willst, schreibst du. Einen Satz über mehrere Snaps aufzuteilen, ergibt keinen Sinn. Da bleibt meist keiner dran.

5. Mit Effekten sparsam umgehen

Regenbogen, Hörner, Wolken: Nicht immer sind Effekte angebracht.

Regenbogen, Hörner, Wolken: Nicht immer sind Effekte angebracht.

Bei Snapchat kann jeder zum Zombie oder zum regenbogenkotzendem Glupschauge mutieren, indem man einen Effekt über das Gesicht legt. Das ist lustig, um Freunde aus der Nachmittagslangeweile zu erwecken, verliert aber auf Dauer seinen Reiz. Für unsere Presseschau benutzen wir keine Effekte, da sie zu sehr vom Inhalt ablenken würden.

6. Text ist im Selfiemodus verkehrtherum

Was die iPhone-Frontcam automatisch macht, kann Snapchat noch nicht: Bilder spiegeln. Daher ist jeder Schriftzug im Selfiemodus spiegelverkehrt. Das muss man bedenken, wenn man ein Schild zeigen will, oder auch, wenn man ein T-Shirt mit Spruch darauf trägt. Man steht ganz schön blöd da, wenn man seinen Freunden sein „Facebook sucks“-Shirt zeigen will, und die es nicht lesen können.

7. Nichts für Like-Junkies

Snapchat bietet keine Möglichkeit, Reaktionen auf die Snaps festzuhalten: keine Likes, keine Herzchen, keine Kommentarfunktion. Das einzige, was dem User bleibt, ist eine direkte Antwort per Chat. Man muss sich also davon verabschieden, ständig zu wissen, ob anderen die Bilder und Videos gefallen. Gar nicht so einfach. Kleiner Trost: Man kann für seine eigene Story sehen, wer wie lang dranbleibt. An dieser Funktion sind schon viele Freundschaften zerbrochen.

8. Nichts für Perfektionisten

Snapchat lebt von seiner Unmittelbarkeit. Zwar kann man Fotos und Videos direkt nach der Aufnahme löschen und wiederholen, doch das ist nicht der Sinn der Sache. Es ist viel authentischer, wenn man den Snaps ansieht, dass sie nicht das Produkt eines Perfektionierungsprozesses sind. Und wenn mal was wirklich Peinliches den Weg in die Story oder zu einem Freund findet: nicht so tragisch. Der Snap ist ja nur maximal 24 Stunden sichtbar bzw. verschwindet kurz nach dem Anschauen wieder.

9. Follower sind schwer zu akquirieren

Um sich auf Snapchat zu befreunden, muss man entweder den Code eines Freundes abfotografieren oder seinen exakten Nutzernamen kennen. Auf gut Glück nach Personen zu suchen, wird also nicht funktionieren. Wir haben unsere Follower vor allem über Guerilla-Marketing bekommen: Snapcodes ausdrucken, ausschneiden, überall verteilen und dann hoffen, dass die Leute neugierig werden.

10. Zur Marke werden

Der Blick hinter die Kulissen wirkt sympathisch.

Der Blick hinter die Kulissen wirkt sympathisch.

Es ist gut, wenn man ein Profil hat, bei dem der User weiß, wofür es steht. Wer sich zum Beispiel „Dr. Miami“ anschaut, der weiß, dass er den ganzen Tag live gefilmte Schönheits-OPs zu sehen bekommt. Snapchat lebt vom Persönlichen. Wir versuchen deshalb, so viel wie möglich selbst im Bild zu sein und unseren Followern einen Einblick in den Journalistenalltag zu gewähren. Nachrichten bekommt man überall. Bei Snapchat gibt’s den Blick hinter die Kulissen.

11. Humor ist wichtig

Der beste Tipp für Snapchat ist, sich selbst nicht ganz so ernst zu nehmen. Wenn man lachen muss, wenn etwas schief geht – egal, trotzdem senden. Oft ist das viel cooler, als im YouTube-Style Witze zu erzählen. Situationskomik funktioniert bestens und ist wahrscheinlich der Grund, warum viele Leute überhaupt bei Snapchat sind: um Abwechslung vom bierernsten Alltag zu haben.

Unsere Presseschau gibt’s wochentags immer ab 9.30 Uhr zu sehen. Unser Snapchat-Nick ist „presseschau“. Schaut mal rein und gebt uns ein Feedback.

Bildschirmfoto 2016-03-01 um 20.13.22

Nach oben