Zum Inhalt springen

Shit Social Media Experts Say oder Wie man ein Webvideo crowdsourct

Es war ein Experiment auf der Social Media Week Hamburg: Ein Raum voll Fremder sollte passend zum Konferenzthema ein ironisches Webvideo produzieren. Ein Erfahrungsbericht.

„Wir müssen noch etwas auf Facebook posten“ – jeder kennt diese Sprüche. Naja, fast jeder. Zumindest alle, die beruflich mit Social Media zu tun haben. Also PRler, Journalisten, Blogger und alle andere Marketing-Gurus, die wissen, wie es läuft. Und genau für die habe ich auf der Social Media Week in Hamburg einen Film gemacht: Shit Social Media Experts Say – ein ironisches Stück Webvideo, produziert mit der Crowd.

Wie und was?

Vor gut einem Jahr hatte ich bereits die Idee, einen Film mit der Crowd zu produzieren. Damals hatte ich noch gar nicht daran gedacht, dass jeder selbst dabei zum Protagonisten/Kameramann würde. Ich hatte lediglich versucht, über Twitter und Facebook meine Ideen-Sammlung anzureichern. Es ging um „Shit Germans Say“. Daraus ist damals zwar kein Video geworden, aber eine beachtliche Sammlung an Phrasen, die Deutsche sich jeden Tag gern servieren. Zudem ist in der Folge auch ein Twitter-Account (@NeinQuarterly) entstanden, der genau das aufgegriffen hat – mit dem Account habe ich aber nichts zu tun.

Zur Social Media Week in Hamburg konnte die Idee unter etwas anderen Vorzeichen dann aber realisiert werden. Im Rahmen eines Workshops hatte ich dazu eingeladen, sich an der Produktion eines Webvideos mit dem Arbeitstitel „Shit Social Media Experts“ zu beteiligen. Flankiert von einem Blogpost bei mir und Aufrufen bei Twitter haben wir zunächst unter dem Hashtag #ssmes die typischen Floskeln crowdgesourced. Danach war jeder Workshop-Teilnehmer und jeder, der über Twitter oder Facebook für das Video begeistert werden konnte, dazu aufgerufen, die Phrasen repetitiv zu realisieren, damit ich eine schöne Masse an Szenen haben, die ich in bester „shit… say“-Video-Manier zusammmenschneiden könnte. Das Ergebnis sieht so aus:

Drei Lerneffekte

Wenn ich demnächst wieder ein Crowdsourcing-Video mache, dann bin ich bereits um drei wesentliche Erfahrungen reicher, die auch für alle anderen, die einmal ein Webvideo mit zahlreichen über das Internet akquirierten Mitstreitern realisieren wollen, unabdingbar sind:

1. Nichts ist so vergänglich wie das Internet!
Klar, das Internet weiß alles und vergisst nichts. Das gilt für Daten. Für alles andere gilt: Nichts ist so vergänglich wie das Internet. Was heute ein Trend ist, interessiert morgen niemanden mehr. Wenn Dein Blogpost heute nicht zieht, ist er morgen Schnee von gestern. Was heute ein Aufreger oder Lacher ist, darauf verlinken morgen nur noch die ewig Gestrigen. Wenn man also rund anderthalb Jahre, nachdem etwas in den USA viral war, was auch in Deutschland gern geguckt wurde, versucht, die Machart der Videos aufzugreifen, dann wird es schwierig – egal wie nett das Thema ist. Der Hype ist weg und lässt sich nicht revitalisieren. Merke: Wer auf der sicheren Seite sein will: Immer auf fahrende Züge aufspringen. Merke dann aber auch: Wie langweilig! Aktuelles Beispiel: Harlem Shake – in einem Jahr wird niemand mehr Harlem Shaken… außer vielleicht die Öffentlich-Rechtlichen. Das ist ein Scherz.

2. Du musst die Crowd von Deinem Projekt überzeugen!
Sobald Du Dich aber entscheidest, gegen den Trend etwas zu produzieren und eben nicht auf einen fahrenden Zug aufzuspringen, dann wird es – Achtung: ganz neue Erkenntnis – total schwierig! Ich konnte mein Video in erster Linie deshalb produzieren, weil ich es im Rahmen der Social Media Week in Hamburg mit total tollen Workshop-Teilnehmern produzieren konnte. Über dieses Internet habe ich lediglich zwei weitere Mitstreiter rekrutiert. Das liegt daran, dass die „shit say“-Videos nicht mehr trendig sind. Und es liegt daran, dass ich nicht genau genug erklärt habe, was ich machen will und warum es super wäre, wenn DU dabei mitmachst. Merke: Dass sich auf Wunsch, Leute an DEINEM Projekt beteiligen, ist so eine Sache! Die Hürde ist extrem groß, wenn es sich nicht um fahrende Züge handelt. Einen Tweet schreiben? Ok. Ein Video einreichen? Vergiss es!

3. Ordnung ist das halbe Crowdourcing-Video!
Wer sich darauf einlässt, mit der Crowd zusammen ein Video zu drehen, das auch von der Crowd angenommen wird, braucht klare Regeln. Andernfalls wird man unter Umständen mit Blick auf die Menge an Material erdrückt. Wir konnten unseren Workshop dazu nutzen, klare Regeln für die Produktion der Videos, für die „Beschriftung“ und für die Deadlines abzusprechen. Wie das ganze funktioniert hätte, wenn wir uns darüber lediglich über das Internet abgesprochen hätten, kann ich an dieser Stelle nur erahnen und sage mal: Nicht so gut. Die Produktion des Videos hat mir jedenfalls eine Menge Spaß gebracht und viele Erkenntnisse dafür, wie ich mit meinem nächsten Projekt verfahren werden.

Und auch wenn ich für mein Webvideo keinen Oscar bekommen habe, möchte ich die Chance nutzen und allen Teilnehmern meines Workshops und vor allem auch dem Team von der Social Media Week Hamburg Danke zu sagen! Das war ein großartiges Experiment!

Nach oben