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Hysterische Stromlinienförmigkeit

Unsere Kolumnistin Katrin Schuster will 2014 keine Liveticker mehr lesen. Von Journalisten wünscht sie sich eckige Individualität und kritische Reflexion.

Wir haben VOCER-Autoren und -Freunde nach ihrer Vision für das Jahr 2014 gefragt. Ihre Ideen veröffentlichen wir in Serie bis zum Jahreswechsel. Heute: der Fragebogen unserer Kolumnistin Katrin Schuster.


VOCER: Was kann/soll die Medienbranche im Jahr 2014 verändern?

Katrin Schuster: Gestern Nacht träumte ich davon, dass die Gesellschaft für Konsumforschung und damit die TV-Quote abgeschafft werden. Bei ARD, ZDF, RTL, Pro7 und so weiter herrschte plötzlich eine ganz großartige Stille, weil alle sich fragten, wie ein Fernsehen aussehen könnte, das nicht nach Verkäuflichkeitskriterien hergestellt wird. Dann bin ich aufgewacht und wusste: Auch 2014 wird dieser Traum nicht in Erfüllung gehen.

Was zeichnet den digitalen Journalisten im Jahr 2014 aus?

Vermutlich dasselbe wie 2013: ein Zuviel an Eitelkeit, medialer Naivität und hysterischer Stromlinienförmigkeit. Ich würde mir – Überraschung! – das Gegenteil wünschen: mehr Selbstbescheidung, eckige Individualität und kritische Reflexion.

Welche Nachrichten wollen Sie 2014 nicht mehr lesen?

Was ich schon jetzt nicht mehr lese und auch 2014 nicht mehr lesen will: Live-Ticker, ganz egal zu welchem Thema. Welche ich gerne lesen würde: „Honorare für freie Journalisten steigen deutlich an“ und „Süddeutsche Zeitung erstmals fehlerfrei“ sowie generell mehr Analysen und Reportagen über internationale Politik und Kultur. Die deutsche Nabelschauerei ist ein peinliches Elend, befördert Nationalismus und hilft also niemandem.

Welches journalistische Projekt wird 2014 richtig erfolgreich?

Keines, da mit „erfolgreich“ vermutlich die Umsätze und die erreichte Aufmerksamkeit gemeint sind und ich andersherum Aufreger-Schleudern wie die deutsche HuffPo, buzzfeed u.ä. nicht für genuin journalistische Projekte halte. Eine schöne Ausnahme von diesem meinem Vorurteil ist upworthy.com – aber die sind ja schon jetzt sehr erfolgreich.

Was erwartet uns von Ihnen im kommenden Jahr?

Ehrlich, ich weiß es nicht. Ich hoffe, mein neuestes Projekt literaturinnen.de vorantreiben zu können, aber ich habe gute Gründe, daran zu zweifeln. Zudem bin ich an dem Ebook-Verlag autorenedition sarabande beteiligt, in dem Anfang 2014 ein Buch von mir erscheinen soll. Doch das will erst noch geschrieben werden…

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