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Geschichten aus der Community

Nicht nur im Sinne der Leser-Blatt-Bindung lohnt es sich, dass Medien aktiv ihre Online-Communitys pflegen. Die intensive Arbeit von Zeit Online zeigt auch: Mithilfe der Crowd können spannende journalistische Geschichten entstehen.

Dass das alte Sender-Empfänger-Prinzip im Journalismus ein Auslaufmodell ist, dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben. Aber was genau bedeutet es eigentlich praktisch, wenn man seinen Usern auf Augenhöhe begegnen will und bei der täglichen Arbeit dialogisch und nicht monologisch denken soll?

Bei Zeit Online ist Annika von Taube für diese Fragen verantwortlich. Seit Juni 2013 leitet sie die Community-Redaktion – also das Ressort, das ständig ein wachsames Auge auf den Kommentarbereich unter jedem einzelnen Artikel des gesamten Nachrichtenangebots hat.

„Wir sind berühmt und berüchtigt dafür, sehr stark in die Debatten einzugreifen“, sagt Taube und spricht auf die zahlreichen Kommentare an, die ihr Team im täglichen Geschäft kürzt oder sogar komplett entfernt. „Der Zensurvorwurf hängt ständig über unserer Arbeit“, sagt die Community-Chefin und stellt klar: „Wir zensieren nicht, sondern wir lenken Debatten.“

Im besten Fall sind diese Debatten so konstruktiv, dass Redaktion und Community Hand in Hand arbeiten. So zum Beispiel bei einer langen Recherche über die Dispo-Zinssätze bei deutschen Kreditinstituten, die in ein datenjournalistisches Projekt auf Zeit Online sowie einen Artikel in der gedruckten Ausgabe der Zeit mündeten.

Annika von Taube bezeichnet sich selbst als klassische Quereinsteigerin in den Journalismus. Sie hat Kunstgeschichte studiert und als Kunstredakteurin gearbeitet, außerdem iPhone- und iPad-Apps entwickelt sowie für den Springer-Verlag kommerzielle Online-Portale betreut.

Vor ihrem Wechsel zu Zeit Online war sie Chefredakteurin des Kunst- und Modemagazins Sleek. „Wir haben eine irre große Nähe zu unserer Zielgruppe gehabt“, sagt Taube und erläutert, dass diese Nähe dabei geholfen habe, das Magazin gezielt weiterzuentwickeln. „Da habe ich das erste Mal gemerkt, dass man als Journalist nicht einfach nur in einen unbestimmten Raum hinein arbeitet, sondern dass man eine Beziehung aufbaut zu seinem Publikum, die wirklich wertvoll ist.“

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