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Yagaloo: Ein Musikmagazin mit Herz

„MTV“ hat sich ins Pay-TV verzogen und den Siegeszug für Musik-Plattformen im Netz frei gemacht. Mit einer Crowdfunding-Kampagne will Michael Weiner jetzt sein Musikmagazin „Yagaloo“ für den Wettbewerb rüsten.

Das Überleben von „Yagaloo“ hängt derzeit am seidenen Faden: Wenn TV-Redakteur Michael Weiner mit seiner Crowdfunding-Kampagne bis Ende des Monats nicht genug Geld zusammen bekommen sollte, wird sein Musikmagazin sterben – und die Riege der Online-Musikformate wäre um ein besonders sympathisches ärmer.

Michael Weiner (Foto: Mark Heywinkel)

VOCER: Howie, in der Regel dienen Kampagnen auf Startnext dem Ziel, neue Projekte mit der Hilfe der Crowd ins Leben zu rufen. Bei „Yagaloo“ ist das anders: Dein Musikformat gibt es schon ein wenig länger. Wie ist das Format entstanden?

Michael „Howie“ Weiner: Ich habe lange Jahre bei „TV.Berlin“ gearbeitet, beziehungsweise schon beim Vorgängersender „1A Puls-TV“ von der Pike auf Fernsehen gelernt. 2005 habe ich als Redaktionsleiter bei „TV.Berlin“ in Köln den Sender „Rhein-Ruhr TV“ verantwortet, bin dann aber aufgrund von Umstrukturierungen zurück nach Berlin gegangen und degradiert worden. Und plötzlich hatte ich viel Zeit. Weil ich aber nicht der Typ bin, der rumsitzen und den ganzen Tag surfen kann, habe ich meinem Vorgesetzten vorgeschlagen, eine Musiksendung zu machen. Drei Tage später hatte ich dann für Yagaloo das Go.

„Yagaloo“ ist also als TV-Sendung gestartet, heute liegt der Schwerpunkt allerdings online. Wie hat sich die Produktion des Formats mit der Zeit verändert?

Am Anfang habe ich noch sehr viel auf Material zurückgegriffen, das mir die Plattenfirmen zur Verfügung gestellt haben: Musikvideos, Making-ofs, Backstage-Material. Als mir im Mai 2009 bei „TV.Berlin“ gekündigt wurde und ich den Fokus aufs Web verlagert habe, gab es allerdings Probleme mit den Rechten. Ich hätte für jedes Plattenfirmen-Video einzeln anfragen müssen, ob ich es online verwenden konnte. Deshalb habe ich mich entschieden, von da an sämtliche Beiträge von Interviews über Sessions bis zu Spaßvideos selbst zu produzieren.

Inhaltlich hat sich durch den Wechsel ins Netz aber nichts geändert?

Nein. Ich wollte immer ein Musikmagazin für Fans machen – und das mache ich heute immer noch. Auch an der Länge der Videos hat sich durch den Umschwung auf Online nichts getan. Ich versuche, immer möglichst viel Material für meine Zuschauer zu sammeln. In meiner eigenen intensiven Fan-Zeit hat es mich ja auch sehr gefreut, je mehr Futter ich bekommen habe. Andere mögen knackige 150-Sekunden-Videos machen, aber mich nervt es sehr, vor so kurzen Videos dann noch mal 30 Sekunden Werbung gucken zu müssen.

Mangelt es auf deutschen Videoplattformen an Werbe-Alternativen?

Auf jeden Fall. In Amerika gibt es mehr Möglichkeiten der Werbeplatzierung. Auf „Hulu“ zum Beispiel wählt man am Anfang eines Clips aus, ob man lieber erst einen Kinotrailer oder zwischendurch kurze Werbespots sehen möchte. Auf anderen Plattformen gibt es auch nur mal einen kurzen Jingle. Da hinken wir in Deutschland noch hinterher.

Trotz der eingeschränkten Video-Werbemöglichkeiten gibt es auch in Deutschland Kanäle, deren Macher von ihren Videos leben können. Welche Plattformen haben sich für dich als ertragreich erwiesen?

Ich würde gerne mehr auf YouTube machen, aber da funkt die Gema immer wieder dazwischen. Ich hoste meine Videos auf „Muzu“ und „Dailymotion“. Das hat den Vorteil, dass ich mich nicht um technische Dinge oder die Abwicklung mit der Gema kümmern muss. Dafür behalten die Plattformen aber auch einen Großteil der Werbeeinnahmen ein.

Welche Videos spielen denn am meisten Geld ein respektive werden am meisten geklickt? Höchstwahrscheinlich sind es die bekannten Bands, die am meisten Nutzer anlocken, oder?

So leicht lässt sich das nicht beantworten. Ob ein Video gut geklickt wird, hängt sehr häufig davon ab, ob die Band über ihre Social-Media-Kanäle auf ein „Yagaloo“-Video verweist. Es gibt auch große Bands, deren Fans auf Konzerte abfahren wie Schmidts Katze, die sich für die Videos ihrer Band aber kaum interessieren.

Musik-, aber auch Literatur- und Filmformate in Form von Podcasts, Videocasts oder Blogs gibt es im Netz wie Sand am Meer. Ist der Markt für Kulturmagazine nicht längst satt?

An den Fashion-Bloggern kann man sehr gut sehen, dass es nicht genug Blogs zu dem Thema geben kann: Wenn du dich einigermaßen gut anstellst, bist du ganz schnell soweit, dass dir ganze Kleiderschränke nach Hause geschickt werden. Im Musikbereich ist das tatsächlich schwieriger. Nicht umsonst hat „MTV“ die Segel gestrichen und ist zum Pay-TV-Sender geworden. Wenn du aber auf der anderen Seite siehst, dass mit „Tape.tv“, „Ampya“ oder „Vevo“ gerade ganz viele neue Videoplattformen entstanden sind, dann zeigt das, dass es auch im Musikbereich noch Bedarf und Platz für neue Anbieter gibt.

Was macht „Yagaloo“ besser als die anderen?

Ach, das ist eine schwierige Frage. Es gibt ja immer jemanden, der etwas besser macht als du. Aber ich denke, man kann es recht platt darauf runterbrechen, dass ich das Herz am richtigen Fleck habe. Welches andere Magazin gratuliert schon jedem seiner Facebook-Fans zum Geburtstag? Ich mache das, weil mir das Musikmagazin und die Leute, die es ansehen, unglaublich wichtig sind. Und ich bin auch jemand, der unfassbar gerührt ist, wenn eine Mel C von den Spice Girls mir nach einer Promo-Tour durch Deutschland sagt, dass sie es bei mir in der Sendung am schönsten fand. Ich bin einfach mit Leidenschaft bei der Sache.

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http://www.startnext.de/

VOCER hat nicht nur selbst ein alternatives Finanzierungsmodell, sondern schreibt auch über andere Projekte, die unkonventionelle Wege gehen. Jeden Monat stellen wir ein Crowdfunding-Projekt von der Plattform Startnext vor, das wir für fördernswert halten.

Im März: „Yagaloo – Das Musikmagazin“

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