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Neues Arbeiten: Schluss mit Zuckerbrot und Peitsche!

Die Kreativwirtschaft muss sich nicht nur über die neue Nutzung und Finanzierung ihrer Produkte Gedanken machen. Sie muss auch unbedingt dafür sorgen, dass die Arbeit „flow“ hat.

Eines unserer heutigen universalen Motivationssysteme ist das System von Zuckerbrot und Peitsche, das einem Menschenbild entstammt, bei dem Motivation nur durch äußere Belohnung und äußere Bestrafung entstehen kann. Noch herrscht dieses Prinzip in den meisten Unternehmen, Schulen und weiteren Institutionen und impliziert, dass ernsthafte Arbeit hart und unangenehm sein muss. Dabei wäre eine Motivation, die auf ein Tun aufgrund von Freude ausgerichtet ist und die vor allem auch Fehler zulässt, eine deutlich größere Kraftquelle. Denn durch das Prinzip von Zuckerbrot und Peitsche entstand die Annahme, dass zwischen Arbeit und Freizeit getrennt werden müsse: Die Arbeit ist dabei das notwendige Übel und die Freizeit der Ausgleich, der aber keinen Nutzen bringt. Dabei sind tatsächlich die Übergänge zwischen Arbeit und Freizeit gerade in der Kreativwirtschaft oft fließend – und das muss nichts Schlechtes sein, im Gegenteil.

Besonders in der Kreativwirtschaft sind Autotelie, eine sinnstiftende Arbeit, Selbstbestimmtheit, zeitliche und räumliche Flexibilität sowie Autonomie die wichtigsten Motivationsfaktoren, um einer Tätigkeit nachzugehen. Diesen Zustand, wenn das Handeln (in diesem Fall die Arbeit) mit Freiheit verknüpft ist, nennt Friethjof Bergmann „flow“ oder „freies Fließen“ und stellt fest: „Wir formen unser Selbst gemäß dem Spiegelbild unserer Freiheit“ (Bergmann „Neue Arbeit, neue Kultur: Ein Manifest“, 2004). Die Annahme, dass die Zunahme der Freiheit eine Abnahme der gesellschaftlichen Ordnung der Erwerbstätigkeit bedeuten würde, ist demnach ein Widerspruch.

Ein Flow-Zustand ist dadurch bedingt, dass keine Belohnungen benötigt werden, da die Handlung selbst das Motiv ist, nicht das Ziel. Die Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die Aufgabe dem Leistungsvermögen der jeweiligen Person entspricht und diese demnach weder unter- noch überfordert ist (Csíkszentmihályi „Flow: Das Geheimnis des Glücks“, 2010). Es müssen eindeutige Handlungsanforderungen vorhanden sein, damit Klarheit über Anforderungen und Folgehandlungen besteht. Allerdings wird ein Flow-Erlebnis genau dann unterbrochen, wenn der Mensch den Prozess selbst zu reflektieren versucht.

Auch für Unternehmen ist es wichtig, sich genau dies bewusst zu machen: Externe Anreize und das (hohe) Gehalt gelten für viele Arbeitnehmer nicht mehr zwangsläufig als Messlatte für (gute) Leistungen. Das Ergebnis am Ende eines Projektes zählt und weniger, wie viele Arbeitsstunden dafür aufgebracht wurden. Autonomie, Flexibilität und Freiräume sind zu grundlegenden Bewertungsfaktoren für einen befriedigenden Jobs geworden.


Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch „Co-Economy: Wertschöpfung im digitalen Zeitalter: Netzwerke und agile Organisationsstrukturen erfolgreich nutzen“ von Claudia Pelzer und „VOCER Innovation Medialab“-Fellow Nora Burgard, das wir mit freundlicher Genehmigung von Springer Gabler veröffentlichen.

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