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Der geheime Spickzettel der Talkshow-Giganten

In politischen Talkshows sitzen immer dieselben Leute, die immer das Gleiche sagen. Warum das so ist, weiß unser Kolumnist: Er hat den geheimen Spickzettel der Talkshow-Dauergäste gefunden.

Da wir alle ja nicht dazu kommen, Talkshows zu gucken, hat sich die „Zeit“ für uns erbarmt und dort mal zugeschaut. Wirklich Bemerkenswertes ist dabei herausgekommen, so weiß die „Zeit“ zu berichten, dass dort im Wesentlichen immer dieselben Leute sitzen, die im Wesentlichen auch immer dasselbe sagen. Dass der „Zeit“ nicht aufgefallen ist, dass sie damit im Wesentlichen auch das Gleiche sagt, was alle über Talkshows sagen, wenn sie was sagen, ist zu verzeihen, da davon auszugehen ist, dass sie normalerweise nicht nur keine Talkshows schaut, sondern auch nicht, was über sie gesagt wird.

Zu kritisieren aber ist die These, mit der sie zu begründen versucht, warum das alles so ist mit den Talkshows: „Die Welt ist groß, aber das Land verfügt nur über ein begrenztes Reservoir an Bedeutungs- und Wirkungsgiganten.“ Nach neuen Erkenntnissen muss das angezweifelt werden. Zwar stimmt es, dass die Welt groß ist (auch wenn das natürlich relativ ist), aber das mit dem begrenztem Reservoir ist falsch. Der wahre Grund dafür, dass sich die Dauertalker nicht von ihren Stammplätzen wegkicken lassen, liegt daran, dass sie ein wohlgehütetes Geheimnis teilen, das in dieser Kolumne erstmalig gelüftet wird: Es gibt nämlich einen geheimen Spickzettel, der nur den Talkshow-Giganten bekannt ist und der bisher dafür gesorgt hat, dass das Gigantentum quasi unangreifbar war.

Das kann sich jetzt ändern, denn ab heute ist der Inhalt dieses Zettels öffentlich und für alle nutzbar. Theoretisch könnte also sogar Katja Kipping von „Die Linke“ eine Talkshow-Gigantin werden. Der Spickzettel besteht aus Statements, mit denen man in einer Talkshow immer Applaus rausschlagen kann. Das Gute dabei: Man kann die Aussagen recht unabhängig vom Thema raushauen, irgendwie passt das immer. Bisher wurde dieser Spickzettel nur analog (also auf Papier) konspirativ verbreitet, und es gab auch keine Kopien. Burn after Reading! Doch damit ist jetzt Schluss. Ach ja: Leider wurden uns nicht alle Statements geleakt. Wenn also jemand noch ein hier nicht veröffentlichtes kennen sollte, möge er es bitte unten mit Hilfe der Kommentarfunktion nachtragen.

Der Talkshow-Spickzettel

„Man muss sich treu sein und darf sich nicht verstellen. Ich finde, das Wichtigste ist, dass man authentisch ist.“

„Politik sollte für die Menschen da sein, nicht für die Politiker.“

„Ich brauche kein Facebook, ich habe richtige Freunde.“

„Kinder sind das Wichtigste im Leben, sie sind unsere Zukunft. Unsere Gesellschaft muss mehr für ihre Kinder tun.“

„Ich kaufe Fleisch nur beim Metzger meines Vertrauens. Ich finde, wir haben alle ein Recht darauf, zu wissen, wo unser Essen her kommt.“

„Ich bin stolz auf jede Falte in meinem Gesicht. Ich habe sie mir alle verdient.“

„Man sollte das Geld in die Bildung stecken und nicht in neue Waffen.“

„Es war für mich die schlimmste Zeit meines Lebens. Und ich habe darüber geschrieben, weil ich andere Menschen vor diesem Schicksal bewahren möchte.“

„Keiner traut sich heute noch, offen die Wahrheit zu sagen, das ist das Problem.“

„Kinder müssen wieder einen Bezug zu richtigem Essen finden. Es kann doch nicht sein, dass die Kinder in den Städten heute denken, Kühe seien lila.“

„Ich habe ja keine Ahnung von dem Thema, aber ich kann eins dazu sagen: Ich finde, es sollten alle viel mehr miteinander reden als übereinander.“

„Wir leben in einer schnelllebigen Zeit. Ich finde, wir sollten alle mal innehalten und uns darauf besinnen, was wirklich wichtig im Leben ist.“

„Ich finde, es gibt viel zu viele Kochshows im Fernsehen.“

„Wirkliche Helden sind für mich die vielen Krankenschwestern. Sie machen einen ganz harten Job und verdienen viel zu wenig Geld.“

„Ich halte nichts vom Schlankheitswahn. Ich finde Frauen viel toller, die ein bisschen was zum Anpacken haben.“

„Jetzt aufgeben, das wäre einfach. Ich habe mich aber entschieden, das durchzustehen und Verantwortung zu übernehmen. Es geht nicht um mich, sondern um die vielen Menschen da draußen, die mir gesagt haben: Lass dich nicht unterkriegen. Wir brauchen Leute wie dich.“

„Ich brauche kein Nobelrestaurant. Es geht nichts über den Kartoffelsalat nach dem Rezept meiner Mutter.“

„Ich lasse mich nicht verbiegen und sage meine Meinung. Auch wenn sie vielen nicht passt.“

„Unserer Gesellschaft gehen die Werte verloren. Ich finde, wir müssen uns wieder mehr auf unsere Werte besinnen!“

„Der rote Teppich ist nicht das wahre Leben. Ich bin viel lieber zu Hause bei meiner Familie. Da bin ich dann ein ganz normaler Mensch. Ich finde es ganz wichtig, dass man immer weiß, wo man her kommt.“

„Politikern kann man doch nicht zuhören. Die sollten so reden, dass man sie auch versteht!“

„Ich mache meine Filme für das Publikum und nicht für die Kritiker. Wenn die Kritiker meinen Film zerreißen, weiß ich: ich habe einen guten Film gemacht.“

„Das ist ja wie im Dschungel-Camp!“

„Bunga Bunga.“

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